Der Schutz von Brutvögeln, insbesondere bodenbrütender Arten wie Kiebitz, Brachvogel oder Uferschnepfe, stellt Naturschutzvereine jedes Jahr vor große Herausforderungen. Die Nester dieser Vögel sind in der Vegetation hervorragend getarnt und mit bloßem Auge oft kaum zu entdecken. Gleichzeitig bedrohen landwirtschaftliche Arbeiten wie Mahd oder Beweidung die Gelege und Küken. Um hier effektiver und schonender eingreifen zu können, setzt unser Verein seit diesem Frühjahr eine moderne Drohne mit Wärmebildkamera sowie spezieller Software der Firma Thermaldrones ein.
Erfreulicherweise hat uns in diesem Jahr das Team vom Projekt Gelegeschutz von Björn Köhler, dem Projektgebiet entlang des Naturschutzgebiets „Vreschen-Bokel am Aper Tief“ (Kennzeichen NSG WE 271), kontaktiert und angeregt, ergänzend zu den vielen bereits bestehenden Maßnahmen auch den Einsatz einer Drohne zu erproben. Das ehrenamtliche Team vom Projekt ist mit Björn Köhler bereits im fünften Jahr aktiv.
Wie funktioniert der Drohneneinsatz beim Brutvogelschutz?
Die Drohne fliegt in den frühen Morgenstunden über die Schutzgebiete, wenn der Boden noch kühl ist und die brütenden Vögel durch ihre Körperwärme deutlich auf den Wärmebildern zu erkennen sind. Die Kamera macht es möglich, Nester und brütende Altvögel als „leuchtende“ Punkte in der Vegetation zu identifizieren. Mit Hilfe spezieller Software werden die genauen Koordinaten der Gelege gespeichert, sodass sie später gezielt aufgesucht und kontrolliert werden können.
Mehrfachkontrollen erhöhen die Genauigkeit:
Markierte Stellen werden in den Folgestunden erneut angeflogen. Zeigt sich an einer markierten Position zu einem späteren Zeitpunkt kein Wärmepunkt mehr und ist auch im optischen Zoom der Drohne kein Gelege erkennbar, wird die Markierung entfernt. Dieser Prozess wiederholt sich, bis nur noch gesicherte, aktive Brutstandorte in der Karte verbleiben. Durch diese automatisierte Filterung reduzieren wir Fehleinträge und konzentrieren uns auf tatsächlich genutzte Nester.
Vorteile für den Naturschutz und die Landwirtschaft
Effizienz: Die Suche nach Nestern ist mit der Drohne deutlich weniger zeitaufwendig als die klassische Begehung zu Fuß. Auch große Flächen können in kurzer Zeit systematisch abgesucht werden.
Schonung der Tiere: Die Drohne ermöglicht einen minimal-invasiven Überblick ohne die Vögel aufzuschrecken oder die Nester zu gefährden.
Gezielter Schutz: Mit den gewonnenen Daten können wir Landwirte gezielt informieren, damit z.B. der Mahdzeitpunkt verschoben oder Teilflächen ausgespart werden, um die Gelege zu schützen.
Dokumentation und Monitoring: Die Technik hilft, den Bruterfolg zu dokumentieren und langfristige Schutzmaßnahmen zu planen.
Finanzieller Ausgleich für Landwirte: Für ihre Kooperation erhalten die Landwirte durch Mittel aus dem Projekt einen Ausgleich für ihre Ertragseinbußen oder bekommen 90 Euro pro erhaltenen Brutplatz eines seltenen Wiesenvogels als Nestprämie. Diese Prämie wird im Übrigen auch über das Projektgebiet südlich des Aper Tiefs hinaus auf allen Flächen im Ammerland ausgezahlt, auf denen sich Kiebitz, Uferschnepfe, Rotschenkel oder Großer Brachvogel zur Brut befinden.
Für unseren Verein ist es ein wichtiges Anliegen, beim Thema Gelegeschutz noch aktiver zu werden. Wir machen uns hierzu mit neuer Software vertraut und tauschen uns laufend im Netzwerk mit anderen Organisationen aus, um Erfahrungen zu teilen und voneinander zu lernen.
Um unsere Fähigkeiten weiter zu verbessern, trainieren wir künftig auch gezielt mit künstlichen kleinen Gelegen mit einem Durchmesser von ca. 10 cm. Diese sind aufwärmbar und können im hohen Gras versteckt werden, sodass wir sie aus verschiedenen Höhen mit der Wärmebildkamera detektieren und so den realen Einsatzfall optimal simulieren können.
Für unseren Verein stellt dies eine ganz neue Herausforderung dar.
Die Suche nach diesen kleinen Gelegen ist wesentlich aufwändiger als die Suche nach Rehkitzen vor der Mahd. Es wird mit anderen Parametern geflogen. Die korrekte Überlappung der Flugbahnen, Geschwindigkeit und Höhe sind ausschlaggebend für den bestmöglichen Erfolg.
Fazit
Die Drohnentechnologie ist ein wertvolles Werkzeug für den modernen Naturschutz. Sie ermöglicht es uns, Brutvögel effizienter und nachhaltiger zu schützen und die Zusammenarbeit mit Landwirten und Behörden weiter zu verbessern.
Wir danken allen Unterstützern, die diesen Fortschritt möglich machen, und freuen uns auf weitere spannende Einsätze zum Wohl unserer heimischen Vogelwelt.
Fragen zum Projekt und zur Technik? Gerne einfach bei uns melden 🙂
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